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»Mit verbindlichen Grüßen«

Grußformeln im Wandel der Zeiten

Grußformeln im Wandel der Zeiten

Früher hieß es am Ende eines Briefes: »Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung«. Heute stehen am Ende von persönlichen Zeilen per Brief oder Mail mitunter nur noch zwei Worte: »Beste Grüße«. Stilcoach Uwe Fenner vom INSTITUT FÜR STIL & ETIKETTE erklärt im Gentleman-Blog, wie sich die Grußformeln verändert haben.

Die früher üblichen Schlussformeln, wie „Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung“ oder auch nur „Hochachtungsvoll“ – eine typisch altertümliche Verabschiedung im Brief – sind selbst im Schriftverkehr mit Behörden der Formulierung „Mit freundlichen Grüßen“ gewichen. Inzwischen gilt selbst das „Freundliche Grüße“ als unpersönliche Standard-Grußformel, die im privaten Austausch eher als ein Zeichen von Unsicherheit oder bewusstem Abstand angesehen wird. Möchte ein Briefeschreiber mehr Nähe zeigen, so schreibt er „Mit herzlichen Grüßen“ und bei noch engerer Verbindung „Mit lieben Grüßen“.

Grußformel bewusst einsetzen

Routinierte Briefeschreiber nutzen die Schlussformel stärker für kleine Komplimente und höflich-freundliche Formulierungen, die sie oft mit guten Wünschen verbinden. Beispiele sind etwa: „Ich freue mich schon heute darauf, Sie – wie besprochen – am nächsten Freitag wiederzusehen, und grüße Sie bis dahin herzlich und mit verbindlichen Grüßen.“

Mit „herzlich“ signalisiert man Verbundenheit, mit den „verbindlichen Empfehlungen“ oder auch mit einer Formulierung wie „von Herzen“ kehrt man zur Distanz zurück und hat scheinbar nicht Verbindbares – Nähe und Distanz – elegant zusammengefügt.

Anrede, Schlussformel und Unterschrift

Der Brief ist noch nicht mit der Schlussformel beendet. Früher bezeichnete sich der Schreiber gern als der dem Adressaten treu Ergebene, als sein getreuer Freund, als sein Diener. Aus diesen Formulierungen („Ihr Ihnen stets treu ergebener Diener Friedrich Stramm“) blieb das höfliche „Ihr“ und „Dein“ bzw. „Ihre“ und „Deine“ in der Anrede und am Ende vieler Schreiben erhalten.

Die Bedeutung der Grußformel „Ihr Hartmut Meier“ oder „Dein Hartmut“ wird heute von vielen Adressaten verkannt. Sie scheuen sich, das liebenswürdige, den Empfänger ehrende „Ihr/Dein“ vor ihren Namen in der Unterschrift zu setzen, weil sie glauben, dies sei nur für intime Beziehungen gedacht. Tatsächlich ist es ein höflicher Ausdruck von Respekt.

Abkürzungen und alte Gewohnheiten

Und was heißen „P.S.“ und „D.B.“? Fällt einem nach dem Verfassen eines Schreibens oder einer Mail noch etwas ein, das man dem Empfänger mitteilen möchte, so vermerkt man das unter „P.S.“ (Post-Skriptum). Auch ein „P.P.S.“ ist möglich.

Bei einem Brief, den man nicht per Post, sondern durch einen Boten überbringen lässt, kennzeichnet man dies mit „D.B.“ (Durch Boten) auf dem Umschlag. Wird der Brief durch einen Freund überbracht, verzichtete man traditionell auf das Zukleben – aus Rücksicht auf das Vertrauen. Solche Details der historischen Korrespondenz wirken heute fast kurios, verdeutlichen aber den Wandel der Gepflogenheiten.

Fazit

Ob „Mit freundlichen Grüßen“, „Mit herzlichen Grüßen“, „Liebe Grüße“, oder „Hochachtungsvoll“ – jede Grußformel erzeugt beim Empfänger einen bestimmten Eindruck. Die Vielfalt an Schlussformeln – von „altertümlichen Verabschiedungen im Brief“ bis zu modernen und schlichten Abkürzungen wie „MfG“ – zeigt: Auch ein einziges Wort am Ende eines Schreibens kann mehr über Stil, Respekt und die Beziehung zum Empfänger aussagen, als man denkt.

Der Autor

Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Uwe Fenner, Leiter des Instituts für Stil und Etikette. Der Beitrag basiert auf einem Auszug aus seinem Buch „Erfolgreich mit Stil“. Darin schreibt er über Knigge und Benimm in allen Lebenslagen.

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Kommentare (5)

  1. Lukas
    Mai 27, 2023

    Sehr geehrter Herr Krug,
    ja, auch das ist sicherlich eine mögliche Formulierung.
    Mit freundlichen Grüßen
    Lukas vom Gentleman-Blog

  2. Rudi Krug
    Mai 16, 2023

    Kann man denn nicht schreiben;
    ‚Mit freundschaftlicher Verbundenheit und Respekt Ihr sowieso‘

  3. Conrad
    Feb. 24, 2021

    Und was heißen „P.S.“ und „D.B.“

    P.S. heißt nichts, da es P.S. im Deutschen nicht gibt. Die richtige Abkürzung für Postskriptum lautet PS und enthält danach ein Doppelpunkt.

    PS: Den Vermerk durch Boten würde ich mit einem kleinen d. und einem großen B. abkürzen.

  4. Tina
    Juli 15, 2016

    Hallo Uwe,
    Vielen Dank für diesen ausführlichen und hilfreichen Beitrag! Ich als Fachübersetzerin lese nur noch selten am Ende eines Briefes: »Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung«. Respektlos.
    Mit lieben Grüßen, Tina

  5. Kristin
    März 24, 2014

    Die Formulierung „mit verbindlichen Empfehlungen“ finde ich doch sehr verstaubt und sie gehört meines Erachtens auf jeden Fall in die „Mottenkiste“. Unter Juristen mag dieser Schreibstil ja noch üblich sein, der modernen Korrespondenz entspricht er nicht mehr. Freundschaftliche Verbundenheit und Distanz auf diese Art zu mischen halte ich nicht für sonderlich gelungen.

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